
Integrative Bewegungstherapie
Die Integrative Therapie hebt sich von anderen psychotherapeutischen Zugängen dadurch ab, dass sie einen dezidierten Fokus auf den Mensch als leibliches Wesen setzt - sie ist in diesem Sinne ein ganzheitlich orientiertes Verfahren. Der Leibbegriff grenzt sich von klassischen Vorstellung eines mechanisch funktionierenden Körpers ab. Er hält fest, dass wir leiblich wahrnehmen (perzeptiver Leib) und uns auch leiblich ausdrücken (expressiver Leib), insgesamt ist vom 'informierten Leib' die Rede. Ein zentraler Aspekt des leiblichen Ausdrucks ist dabei Bewegung - wir bewegen uns durch und in unserem Leben, wobei der inzwichen gebräuchliche Fokus auf Sport als Bewegungsform nur einen Aspekt darstellt. Wir haben über die 'standardisierte' Bewegung im Sport hinaus je eigene Bewegungsmuster und -stile, nehmen unsere Bewegung unterschiedlich wahr und sind auch verschieden beweglich. Natürlich spielt hier auch die Biologie eine Rolle, allerdings ist Bewegung mehr als wir denken eine Frage des Alltags, der Lebensführung und der individuellen und sozialen Praxis. Es ist aus Sicht der Integrativen Therapie deshalb naheliegend, dass sich psychisches Leiden auch in eingeschränkten Bewegungsabläufen ausdrückt - wir nehmen unseren Leib weniger bzw. negativ verändert wahr und/oder sind in seinem Ausdruck eingeschränkt. Dies wird besonders bei solchen Störungen bzw. Persönlichkeitsakzentuierungen deutlich, die zu einer Wendung nach innen (Internalisierung) neigen, wobei hier auch ein Bezug zur Psychosomatik besteht. Menschen, die mit Depressionen, Angststörungen, Traumafolgeerscheiungen, ADHS, Ess- oder Schlafstörungen zu tun haben oder generell eine eher ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstruktur aufweisen können von gezielter Bewegungstherapie besonders profitieren. Inzwischen gibt es auch klinische Studien, die die Effektivität von Bewegungstherapie bei einigen Krankheitsbildern belegen (vgl. z.B. Knubben, K. Randomisierte , kontrollierte Studie über die Effekte eines kurzen Ausdauertrainingsprogramms auf die Stimmung von Patienten mit Depressionen. Digitale Dissertation Berlin 2004: https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/55123). Integrative Bewegungstherapie versucht eine Brücke zwischen Psyche und Soma, Geist und Körper zu bauen und so für Leiblichkeit zu sensibilisieren. Dabei geht es viel weniger um den Blick auf die Störung oder Pathologie als um einen Fokus auf Ressourcen und die (gemeinsame) Erfahrung, das Lernen von neuen Mustern im Leibbezug.
Gruppenangebot: Bewegungs- und Ausdauertherapie
Ich biete neben der im klassischen Setting stattfindenden Einzeltherapie ein Gruppenformat an, das sich besonders an Personen richtet, die neben einem Fokus aufs Gespräch ihre eigenen Entwicklungsprozesse durch bewusste Bewegungserfahrungen fördern wollen. Inhalte der Integrativen Bewegungstherapie sind dabei neben kleineren angeleiteten Übungen vorallem zweierlei: der Austausch in der Gruppe und die gemeinsame bewusste Bewegung. Bei der Bewegung wird der Fokus auf Ausdauer und Selbst- und Fremdwahrnehmung liegen, wobei die Gemeinschaftserfahrung ein wichtiger Wirkfaktor ist. Angesprochen sollen sich alle Menschen fühlen, die gesundheitlich zu einem Grundmaß an Beweglichkeit fähig sind, explizit richtet sich die Gruppe aber nicht (nur) an Sportler*innen, sondern auch solche Menschen, denen Bewegung eher schwerfällt. Selbstverständlich ist, dass ein Raum geschaffen werden soll, der leib- und bewegungsbezogene Scham und Unsicherheit reduziert - ein respektvoller und vorsichtiger Umgang in der Gruppe ist dafür eine Voraussetzung.
Der Ablauf wird sich in der Regel so gestalten, dass zuerst ca. eine halbe Stunde im sicheren Rahmen der Praxisräumlichkeiten leibbezogene Erfahrungen und Wahrnehmungen ausgetauscht werden und so ein bewusster Fokus auf die Bewegung gelegt wird. In Folge wird ca. eine Stunde Zeit mit Ausdauer-fokussierter Bewegung (normalerweise außerhalb der Praxis) verbracht. Dabei wird laufend die Sensibilisierung für Erfahrungen und Ausdrucksweisen akzentuiert. Die Form der Bewegung (Gehen, Nordic Walking oder langsames Joggen) richtet sich nach den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Anwesenden. Es gibt keine konkreten Ziele für diese Gruppe - der bewusste Bewegungsprozess und der (therapeutisch geführte) Austausch stehen im Vordergrund. Bewegung in diesem Rahmen fördert an sich Heilungsprozesse!
Wie auch bei anderen Gruppentherapien geht es darum, einen sicheren Rahmen zu schaffen, der gemeinsame Prozesse ermöglicht. Eine gewisse zeitliche und personelle Kontinuität ist hierfür eine Vorausssetzung (die Gruppe findet statt sobald es die Zusage von drei Interessent*innen gibt). Bequeme Bekleidung ist von Vorteil, sonst ist nichts mitzubringen.
Kosten: 35 € pro Einheit (1,5h)
Absageregelung: Um einen geordneten Ablauf zu ermöglichen gilt für die Gruppe eine Absagereglung von 48h.